IHE Technische Frameworks und Profile

13. August 2020
Martin Smock

Die IHE International erarbeitet und publiziert Integrationsprofile und Implementierungsleitfäden, die sogenannten technischen Frameworks. Der Beitrag schaut etwas genauer hin, worum es dabei eigentlich geht und wie sich die Frameworks und Profile von Standards abgrenzen. 

Es ist inzwischen fast ein Jahrzehnt her: Mein damaliger Arbeitgeber übertrug mir die Verantwortung für ein neues Softwareprojekt, als ich aus der Logistik neu in den Bereich des Gesundheitswesens gewechselt bin. Rasch zeigte sich, welche grosse Bedeutung Standardisierung und Interoperabilität in meinem neuen Arbeitsbereich hat. Nach mehreren Jahren der Individualentwicklung eine spannende Herausforderung.

Heute sind Standards in allen Bereichen präsent. Mehrheitlich jedoch als Basisframeworks, mit grundlegenden Formaten und Protokollen. Ein grober Rahmen, der jedoch noch einen grossen Spielraum für die Anwendung lässt. Meist müssen die Details der Schnittstellen zwischen den beteiligten Partnern noch ausgehandelt werden. So macht man mit der Wahl des Standards schon einen großen Schritt in Richtung Interoperabilität – ist aber noch nicht am Ziel angelangt.

Meine damaligen Kollegen und Kolleginnen verwiesen mich an die technischen Frameworks der IHE International. IHE begegnet den vielfältigen Herausforderungen der Interoperabilität und Standardisierung im Gesundheitswesen mit einem pragmatischen Ansatz: Hersteller und Nutzergruppen identifizieren kooperativ geeignete Standards für die verschiedenen Benutzerfälle. Gemeinsam werden offene Punkte erfasst und Lösungsvorschläge konzipiert, die als Implementierungsleitfäden in Form von IHE Technischen Frameworks und Profilen veröffentlicht werden. Der konkrete Bezug zur Praxis und die Testbarkeit der Leitfäden ist dabei eines der wichtigsten Kriterien, welches kontinuierlich an den Testevents, den Connectathons und Projectathons, überprüft wird. 

Die Technischen Frameworks und Profile definieren somit keine neuen Standards, sondern verweisen immer auf bereits existierende Standards (wie z.B. DICOM, HL7, FHIR, SNOMED). Sie sind aber auch keine vollständigen Spezifikationen im eigentlichen Sinne, sondern verweisen auf die etablierten Standards und setzen deren Kenntnis voraus. Für die Implementierung muss immer auch noch die Spezifikation der jeweiligen Standards herangezogen werden. Diese beiden Eigenschaften führen oft zu Missverständnissen und erschweren manchmal die Einarbeitung. 

Der pragmatische Ansatz der IHE International mit dem Bezug zur Praxis, der frühen Einbindung von möglichst vielen Anwendern und Herstellern mit Feedbackrunden auf und nach den Testevents, war zum Gründungszeitpunkt noch ein Novum, ähnlich der Praxis des RFC Systems der Internet Society, mit dem die technischen Grundlagen des Internets vereinbart wurden und immer noch werden. Heute gehen mehr Organisationen diesen Weg, insbesondere die FHIR Initiative der HL7, mit der die Anwender und Hersteller früh einbezogen und Spezifikationen auf Testevents und in Live Projekten auf die Praxistauglichkeit geprüft werden.

Die Praxistauglichkeit bleibt auch einer der wichtigsten Ziele der IHE, sowohl international wie auch in der IHE Suisse. Die Technischen Frameworks und Profile entwickeln sich kontinuierlich weiter und neue Profile und Frameworks entstehen aus aktuellen Fragestellungen und Herausforderungen, wie z.B. der FHIR Initiative. 

Und so bleibt es aus meiner Sicht ein spannendes und innovatives Umfeld, für das sich ein Engagement lohnt.

Kontakt: martin.smock@e-health-suisse.ch  

 

Tipps zum Nachlesen:

https://www.ihe.net/uploadedFiles/Documents/Templates/IHE_TF_General_Introduction.pdf

https://www.infoway-inforoute.ca/en/what-we-do/blog/digital-health-records/7974-turning-hype-into-value-ihe-s-important-role

https://www.e-health-suisse.ch/fileadmin/user_upload/Dokumente/D/auslegeordnung-ihe-hl7-fhir.pdf

https://www.ihe.net

https://www.ihe-suisse.ch/de/