Interview mit Adrian Schmid - Vorsitz IHE Suisse

19. Dezember 2023
Adrian Schmid

Interview vom 19. Dezember 2023 mit dem IHE Suisse Präsidenten, Adrian Schmid.

Interview mit Adrian Schmid - Vorsitz IHE Suisse

Adrian Schmid, du bist nun bald ein Jahr Präsident von IHE Suisse, letzte Woche erfolgte die Departements Verteilung im Bundesrat. Bundesrätin Baume-Schneider übernimmt das EDI und soll sich mitunter um die Digitalisierung im Gesundheitswesen kümmern. 


Wohin entwickelt sich das Gesundheitssystem in der Schweiz deiner Ansicht nach? 

Das System ist gewaltig unter Druck. Die Qualität der Behandlung ist nach wie vor sehr gut, der Preis dafür ist aber immer höher. Der Ruf nach mehr Effizienz wird immer lauter. Eine gut koordinierte digitale Unterstützung der Abläufe kann dazu einen Beitrag leisten. 
 

Wir sprechen immer von Herausforderungen, die unbestritten gross sind. Jedoch ist die Adventszeit, die Zeit der Hoffnung: Wo siehst du grosse Chancen in der weiteren Entwicklung? 

Das föderale politische System der Schweiz sichert uns Stabilität, es ist aber weniger gut geeignet für agiles und proaktives Handeln. Bei der Digitalisierung brauchte es die Covid-Pandemie, die offenlegte, dass zwar in allen Gesundheitseinrichtungen Computer stehen, diese aber nicht miteinander kommunizieren können. Nun hat der Bundesrat das nationale Programm „DigiSanté“ angestossen, welches die digitale Vernetzung dieser Systeme voranbringen soll. Es geht in die richtige Richtung. 
 

Inwiefern unterstützt IHE Suisse die Realisierung dieser Chancen? 

IHE steht für „Integrating the Healthcare Enterprise“, ist eine globale Initiative und fördert die Verwendung etablierter Standards wie HL7 FHIR und andere, um sicherzustellen, dass unterschiedliche Gesundheitssysteme nahtlos kommunizieren und Informationen austauschen können. Dies hilft dabei, ein vernetzteres und interoperableres Gesundheitswesen zu schaffen.  
 

Was heisst das konkret? In welchen Unterfangen oder Projekten? 

In der Schweiz basiert das elektronische Patientendossier (EPD) technisch zu rund 70% auf IHE-Profilen. Die langsame Verbreitung des EPD hat vor allem organisatorische und finanzielle Gründe, bei der offenen Standardisierung ist das EPD auch im internationalen Vergleich vorbildlich. Es gibt zudem auch fachbezogene Profile bei IHE, etwa in den Bereichen Kardiologie, Zahnmedizin, Augenheilkunde, Pathologie, Labormedizin oder Medikation. Dabei legt ein Profil fest, wie ausgewählte Standards zusammenwirken müssen, um eine nahtlose Kommunikation zwischen Systemen zu gewährleisten. Die Entwicklung solcher Profile erfolgt immer in enger Zusammenarbeit mit Vertretern aus der Industrie und Fachleuten im Gesundheitswesen. 
 

Weihnachten darf man sich ja auch immer etwas wünschen: Was wünschst du dir vom Christchindli für das nächste Jahr? 

Weil es hier um IHE geht, darf das Christchindli gerne dazu beitragen, dass wir in der Schweiz bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen aufhören, geschlossene Systeme zu programmieren, die nicht mit anderen „sprechen“ können. Innovation braucht es, aber bei „Produkten“, die auf gemeinsamen Standards basieren. Also: Setzt Standards ein! Und nutzt, was es global schon gibt! 


Und zu guter Letzt: Was sind die Vorsätze von IHE Suisse für das kommende Jahr? 

Ein digital vernetztes Gesundheitswesen bedingt eine enge Zusammenarbeit auf allen Ebenen. Das haben in der Schweiz auch die Organisationen der Standardisierung verstanden. Deshalb haben sich IHE, HL7 Schweiz, GS1, der Verein eCH und die Normenvereinigung SNV in diesem Jahr für eine gemeinsame Vertretung in der Fachgruppe Datenmanagement des Bundes entschieden. Im kommenden Jahr sollten wir uns untereinander so gut koordinieren, dass wir alle Akteure in der Standardisierung nachhaltig unterstützen können. 
 

Das Gespräch hat am 19.12.2023 stattgefunden.
 

Kontakt: Adrian Schmid

 

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